Mittwoch, 29. März 2017

Victoria Blazer...

 Wisst ihr womit mein Pinterest-Board voll ist? Mit legeren Blazer-Looks. Sprich Blazer, lockeres Shirt und Boyfriend / Usedlook-Jeans. Jetzt könnt ihr raten was sich nicht in meinem Kleiderschrank befindet... Genau. Weder ein Blazer, noch eine solche Hose.
Nach Blazern habe ich schon öfters gesucht und bin nie fündig geworden. Mein Körperbau ist einfach nicht für gemacht. Zu breiter Rücken, zu wenig Brust, zu lange Spaghettiarme...
Beruflich muss ich zum Glück keine Blazer tragen. Die meisten die mir bisher begegnet sind, sind mir einfach zu formell. Mir schwebt da was deutliche legeres vor.

 
Fündig geworden bin ich letztendlich bei by hand London mit dem Victoria Blazer. Ich mag den kastigen Schnitt, die Taschen, das gerade Revers und ganz besonders die Manschetten! Der Schnitt kommt in drei Versionen daher. In kurz (bis ca. Taille), in lang (bis ca. Mitte Hüftknochen) und als lange Weste.


Die kurze Version hatte ich schon im Sommer zu meinem Tanja-Kleid genäht. Daher barg der Schnitt keine Überraschungen mehr. Aber da war das Jäckchen nur Beiwerk und ich bin nicht groß drauf eingegangen. Das möchte ich heute, wenn ich euch meine lange Version vorstelle, nachholen.

Der Schnitt war mein erstes englisches Schnittmuster und ich hatte gehörig Respekt! Mein englisch ist unterirdisch und näh-englisch nicht vorhanden. Und dann noch ein Blazer... Aber die Angst war völlig unbegründet. Die Arbeitsschritte sind mit technischen Zeichnungen gut bebildert. So war es zu mindest letztes Jahr. Da gab es den Schnitt noch auf Seidenpapier und wunderhübschen Booklet...Heute erhält man ihn leider nur noch als PDF... An der Anleitung wird sich sicherlich nicht so viel geändert haben...

Anfangs war ich sehr irritiert über die beiden Vorderteile und konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sich das zusammenfügen soll. Aber hinter dem sonderlichen Gebilde verbirgt sich nichts anders als ein Abnäher...


Hier auf dem Foto kann man ihn gut erkennen.


An die Vorderteile des Oberstoffes wird der Kragen angesetzt. In diesem Fall nichts anderes als ein Rechteck, welches im Bruch gefaltet, an den kurzen Seiten zugenäht wird. Also ziemlich simpel... Die Anleitung sieht vor, von der Mitte aus zu arbeiten. Sprich mittig mit dem Festnähen des Kragens zu beginnen und erst die eine Seite, dann von der Mitte aus die andere Seite festzunähen. Das hat mir sehr gut gefallen. Denn so kann man sicher gehen, dass der Stoff sich, sollte er sich beim Nähen verziehen, in beide Richtungen verzieht und keine Asymmetrie entsteht.
Da es sich bei meinem Oberstoff um Sweat handelt, wäre es sicher geschehen...


Anschließend wird das Revers, ebenfalls wieder ein Rechteck, angenäht. Die Nahtzugabe(die im Schnitt übrigens schon enthalten ist) des Revers und des Kragens habe ich übrigens auf 5mm zurückgeschnitten, da 3 bzw. 4 Lagen Sweat doch zu sehr gebeult haben. Ganz glücklich bin ich mit dem Ergebnis noch nicht. Die Nahtzugabe drückt sich immer wieder in Richtung Futter. Händisches Fixieren sah doof aus. Vielleicht nähe ich die Nahtzugabe einfach knappkantig ab, oder was meint ihr?

 

Nachdem die Nahttaschen genäht und die Seitennaht geschlossen wurde, folgen die Ärmel.
Die Ärmel sind im Schnitt eigentlich in 3 / 4- Länge vorgesehen. Hier müsst ihr jedoch aufpassen. Bei meiner kurzen Version waren die Ärmel knapp und haben eher Armbeugenlänge als 3/ 4...
Bei meinem langen Victoria Blazer wollte ich auch gerne lange Ärmel haben. Also so lange, dass die Ärmel, wenn die Manschetten runtergeklappt sind als Langarm durchgeht und wenn die Manschetten getragen werden wie vorgesehen, dann irgendwas zwischen 7 / 8 und 3 /4 . Die richtige Ärmellänge zu finden, war übrigens das schwierigste am gesamten Blazer...


Bevor ich die Ärmel gekürzt habe, habe ich übrigens noch die Schultern etwa 1,5cm nach innen versetzt. Bei der langen Version sah der Blazer einfach zu groß aus. Bei der kurzen Version hat es mich nicht gestört, obwohl ich die gleiche Größe (10) genäht habe. Sicherlich auch weil das Velour-Lederimitat bei weitem nicht so aufträgt wie der Sweat. Und da er leicht dehnbar ist, muss ich hier auch keinen Komfort-Kompromiss eingehen...


Damit der Komfort auch vollends erhalten bleibt, habe ich das Rückenteil des Futters 2 cm vom Bruch weggeschoben und habe im oberen Bereich ein paar Zentimeter abgenäht, so dass eine Kellerfalte entsteht.
Der Schnitt sieht beim Futter übrigens keine Ärmel vor. Das fand ich allerdings doof und hab einfach welche aus rostroten Seidentaft ergänzt. Nie wieder ohne Flutsche-Ärmel-Futter! Seitdem ich das bei meinem Wind- & Wetter-Parka so ausgeführt habe, weiß ich den Unterschied zwischen Flutsche-Ärmel oder nicht zu schätzen...


Anschließend wird das Futter eingesetzt. Auch hier wird wieder in der oberen Mitte am Kragen begonnen und dann einmal rechts und einmal links runter genäht. Dann das selbe Spiel für die untere Saumnaht und Wendeöffnung nicht vergessen.

Eigentlich ist keine Blende am unteren Saum vorgesehen. Da ich aber bei meiner kurzen Version das Problem hatte, dass sich das Futter immer rausschob und ich das Futter letztendlich mit Hexenstich an die Nahtzugabe fixiert habe, habe ich diesmal den Oberstoff 3 cm länger zugeschnitten. Das hat mir zwar wieder Probleme mit dem Revers eingehandelt (zu lang/ zu kurz/ eingenäht etc.) aber letztendlich habe ich auch hier die richtige Länge gefunden und von innen sieht es schön sauber aus...


Zuletzt werden die Manschetten angenäht. Da ich sie gerne klappen wollte, habe ich das Manschetten-Schnittteil halbiert und in Ober- und Futterstoff zugeschnitten. Diese werden dann mit französicher Naht an die Ärmel genäht.


Ich liebe diese Manschetten. Habe ich das schon erwähnt? Nichts gegen hochgekrempelte Ärmel, das sieht auch gut aus, und werde ich sicherlich auch mal machen wenn das rostrote Ärmelfutter zu meinem Oberteil passt, aber diese Manschetten...


Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Victoria Blazer und habe ihn seit seiner Entstehung täglich ausgeführt (sofern das Wetter mitgespielt hat). Er lässt sich toll kombinieren, ist recht zurückhaltend und durch die Sprenkelung des Sweats nicht langweilig. Allgemein finde ich den Oberstoff toll. Diese gelben und roten Sprenkel geben den Blazer eine Tweed-Anmutung. Und auch der feingestreifte navy-weiße Futterstoff (den ich uuuunbedingt dazu haben wollte und nachdem ich mich dumm und dusselig gesucht habe) hat was klassisches an sich. Aber ich finde, durch den kastigen Schnitt, die Länge und den gerade Revers hat es mit klassichen Büroblazer nichts gemein... Oder?


Bevor es nun weitergeht mit der Girlfriends noch die Übersicht meiner Garderobe... 




Verlinkt mit MeMadeMittwoch, #ichnähemirmeineminigaredrobe2017,
Schnitt: Victoria Blazer , by hand London
Stoff: Cosy Sweat in navy über Kleewald Stoffe, navy-weiße Baumwolle über Delta Fabrics,  Seidentaft terracotta über activstoffe

4 Kommentare:

  1. Dein Victoria-Blazer gefällt mir super gut! Er passt genau zu Deiner Kollektion! Besonders gut gefällt mir Deine Stoffwahl, so ist er schön weich und leger. Auch die Saumblende ist eine gute Lösung. Außerdem hast Du die perfekte Ärmellänge herausgefunden und das Teil steht Dir wunderbar.
    Liebe Grüße, SaSa

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  2. Wunderschön! Der Blazer hat genau die richtige Prise Lässigkeit und passt toll zu Dir! Und die Stoffe gefallen mir auch sehr. Ich würde sagen: Rundum gelungen!
    Liebe Grüße,
    Steffi

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  3. Oo wow Miriam, ein klasse Stück für dich!
    Wirklich sehr lässig :-)
    Ich finde den Stoff richtig cool, die Sprenkler machen ihn so lebendig...und die Manschetten 😍😜
    Ein rundum gelungenes Projekt!
    Liebe Grüße Uli

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  4. Sehr schick! Ich bin gar nicht so der Blazertyp, aber der hier würde mir auch richtig gut gefallen!

    LG
    Kristina

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