Dienstag, 30. April 2019

Passt perfekt...

Werbung-
das Buch wurde mir zur Rezension zu Verfügung gestellt

Wie steht ihr zu Schnittanpassungen? Traut ihr euch daran? Oder ist es euch lässtig?
Ich selbst finde es ziemlich spannend und bin ehrlich gesagt auch häufig drauf angewiesen.

Ausschlaggebend mich mit dem Thema Schnittanpassung zu beschäftigen, war meine Wintersonnen-Bluse vor 3 Jahren. Ich habe die Größe nach meinem Brustumfang genäht und trotzdem spannte sie im Rücken. Eine 36 ist eben nicht gleich eine 36. Nach einigem Googlen bin ich zum ersten mal über das Thema SBA (Small Bust Adjustment= Anpassung für eine kleine Brust) gestolpert.
Tja, im Nachgang war es zu spät und die Bluse hat es auf Grund der fehlenden Bewegungsfreiheit nicht in den Kleiderschrank geschafft. Schade! Das war mein Lehrgeld...
Seitdem vermesse ich die Schnittmuster exsessiv und mache artig meine SBA oder andere nötige Anpassungen im Vorfeld...

Um herauszubekommen was wie wo angepasst werden muss, habe ich bisher fleißig gegooglet und gehofft, dass es mein Problem löst. Aber mit dem Buch "Passt perfekt- Schnittmuster an die eigene Körperform anpassen" von Meike Rensch-Bergner alias Frau Crafteln hat es hoffentlich ein Ende.
Dieses Buch möchte ich euch heute gerne vorstellen... 



Das Buch beginnt mit einem Pladoyer für das Schnittmusteranpassen. Es gibt Anpassungen die sind schlichtweg nur im vorhinein oder mit großem Aufwand möglich. Zu kurz/zu eng bleibt zu kurz/zu eng, wenn nicht irgendwo der fehlende Stoff ausgelassen oder reingefriemelt werden kann.

Weiter geht es mit den Basics und den Fragen warum es Schnittmuster gibt, wie sie gemachtwerden und warum es ein riesen Zufall ist, wenn Kleidung passt.
Anschließen wird sich der Frage der guten Passform gewidmet. Für Meike heißt das, dass man sich sowohl in der Kleidung bewegen kann, als auch dass das Kleidungsstück in Balance ist.
Anschließend erklärt sie erst einmal allgemein wie das mit dem Schnittmusteranpassen geht und worauf es zu achten gilt.


Es folgen die Vorbereitungen.
Da es darum geht, aus einem allgemeinem Schnittmuster einen quasi Maßschnitt zu machen, dreht sich als erstes alles um das Thema Messen. Wo wird gemessen und was muss beachtet werden?
 
Soviel sei gesagt - anders als bei Schnittmustern hat man nach seiner Vermessung mehr als nur drei Zahlen auf dem Blatt stehen... Nicht alle Maße sind bei jedem Schnitt wichtig oder für jeden relevant. Aber sie einmal festgehalten zu haben schadet auch nicht ;-)
Ich habe mir die "Vermessungs-Dame" aus dem Buch mit meinen Maßen in mein Büchlein geklebt und auch noch um meine bevorzugten Maße ergänzt. So habe ich alles auf einem Blick.



Weiter geht es mit Erläuterungen zu den unterschiedlichen Maßtabellen, wie man die richtige Größenwahl trifft und welches Werkzeug zum Schnittmuster anpassen benötigt wird.

Insgesamt ist mir der Einleitungsteil etwas zu lang geraten. Vielleicht liegt es daran, dass ich Praktikerin bin, oder ich schon eine Weile nähe und auch schon etwas Erfahrung mit dem Anpassen habe, aber irgendwann hatte ich das Bedürfniss endlich zu den tatsächlichen Anpassungen zu kommen. Nichtsdestotrotz liest sich das Buch locker-flockig und gar nicht staubtrocken, wie das Thema anmuten lässt.

Anschließend folgt das nächste Kapitel - Konkret: Schnittmuster anpassen.
Nachdem erst kurz auf die Reihenfolge beim Anpassen, den Schnittmusterbogen und wo sich die relevanten Stellen im Schnittmuster befinden eingegangen wird, wird sich dem tatsächlichen Anpassen zugewand.


Folgende Anpassungen werden erläutert:
  • Längenänderung im Oberteil/Vorderteil
  • Verlegung vom Brustabnähern/Brustpunkt 
  • Weitenänderung im Oberteil/Vorderteil  - an Taille und Hüfte und bei Teilungsnähten
  • FBA (Full Bust Adjustment)
    Auf das Pendant für die kleine Brust (SBA) wird leider nicht eingegangen. Einen guten Link wie das funktioniert habt ihr hier
  • Längenanpassung am Rückteil - runder Rücken und Hohlkreuz
  • Weitenänderung am Rücken -Schulterweite durch aufschneiden und Abnäher anpassen
  • Änderungen am Ärmel - Längenänderung, Weitenänderung der Ärmel mit und ohne Änderung der Armkugel
  • Längenänderung an Röcken
  • Weitenänderung an Röcken
  • Längenänderung an Hosen
  • Änderungen bei Hosen oberhalb des Beinansatzes z.B. für Bauch oder Po
  • Weitenänderung bei Hosen - oberhalb des Schritts, an der Hüfte, am Oberschenkel
Jedes Kapitel zur konkreten Anpassung beginnt mit einer Infobox in dem zuerst kurz erläutert wird für wen die Anpassung geeignet ist und ggf. welche Falten sich bei diesem Problem typischerweise ergeben. Wie z.B. Querfalten im unteren Rücken bei Holkreuz.
In diesem Kästchen ist in der Regel auch angegeben welche der vielen Maße für diese Änderung benötigt wird.
Es folgt eine kurze Erläuterung was mit der Änderung einhergeht. Dann kommt die Änderung. Einmal in Stichpunkten und einmal als technische Zeichnung mit kurzem Text.

Desweiteren sind immer wieder Blöcke mit nützlichen Tipps und Exkurse eingestreut.


Ich finde diesen Aufbau mit dem "das ist das Problem" und "hierfür benötigst du" super. Dadurch wird man gut durch den Änderungsdschungel geleitet und kann als Hobbynäher gut abschätzen, ob diese Änderung für einen sinnvoll ist.
Die Änderungen sind knapp formuliert, aber dennoch klar. Für die Anpassungen die ich bisher anhand des Buches angewandt habe, waren sie ausreichend. 
Insgesamt scheinen mir die Anpassungen auch sehr umfassend zu sein. Bis auf die SBA, die hätte man zu mindest mal erwähnen können... ;-)

Die Querverweise helfen auch andere Änderungen die oft mit der eigentlichen Änderung einhergehen zu beachten. Das ist super.
Auch hat man durch die kurzen Erläuterungen das Gefühl, dass man weiß was man macht und warum man das macht. Das war nämlich bisher der Part am Ändern, der mich gestört hat - dieses Glückspiel, ob mit der Änderung das Problem behoben ist.

Kurz um - auch wenn der Einleitungsteil mir persönlich zu lang ist, finde ich es ein lohnenswertes Buch.
Im Plauderton bekommt man die Grundlagen der Schnittanpassungen nähergebracht. Die Anpassungen wirken fundiert, gut recherchiert und umfassend.

Gerade für Hobbynäher mit ein bisschen Näherfahrung, die sich weiterentwickeln wollen oder festgestellt haben, dass sie bei ihren Nähwerken (oder auch bei Kaufkleidung) immer wieder auf die gleichen Probleme stoßen, kann ich zu diesem Buch raten.
Und für die Hobbynäherinen, die sich schon ein wenig mit Schnittkonstruktion/-anpassung auskennen ist es ein schön gestaltetes, übersichtliche Nachschlagewerk in denen die häufigsten Anpassungen zusammengeschrieben sind.


Titel: Passt perfekt - Schnittmuster an die eigene Körperform anpassen
Autor: Meike Rensch-Bergner
Verlag: EMF
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3-86355-857-4

Und weil ich mich mit Theorie nicht zu frieden gebe, habe ich auch mit Hilfe des Buches und meiner Maße meine Bluse, ein Bonnshirt von Itch to Stich angepasst.


Ganz perfekt ist sie nicht geworden, aber dazu könnt ihr hier mehr lesen...

Verlinkt mit CreaDienstag
Schnitt: Bonn Dress & Shirt Itch to Stich in der deutsche Übersetzung bei Nähconnection
Stoff: Viskose Tabby Green, Atelier Brunette über Stoffquelle


Das Schnittmuster wurde mir letztes Jahr zum Designnähen zur Verfügung gestellt. Das Buch zu Rezensionszwecken ebenfalls.
Meine Meinung dazu bleibt jedoch unbeinträchtigt.





Mittwoch, 3. April 2019

Chi-Town-Chino-Rock...

-Werbung, ohne Auftrag-

Alles Begann Weihnachten 2017. Mit einem Geschenk meiner Mutter. Sie war der Meinung, dass ich mehr Röcke tragen sollte. Der geschenkte Rock war so gar nicht meins und war auch zu eng.
Sie schleppte mich also mit zum Umtauschen, in der Hoffnung einen Rock zu finden, der saß und gefiel. Ein Cordrock oder einen Jeansrock konnte ich mir immerhin vorstellen. Aber alles was ich an hatte war entweder zu eng oder zu weit. Und vorallem standen sie allesamt am rückwärtigen Saum seltsam ab... Also gab es für mich keinen Rock...
Aber mit dem Geschenk hatte sie einen Samen gesäht...
Vielleicht wäre so ein Cord-oder Jeansrock doch eine Überlegung wert?
Für den nächsten Herbst dann...

Für das Nähcamp in Frankfurt habe ich das Thema Cordrock wieder aufgenommen. Dort würde ich die Zeit haben, konzentriert an einem aufwendigerem Projekt zu arbeiten.
Der Stoff stand schnell fest- ein ockerfarbener Feincord aus dem Bestand. Beim Schnitt habe ich lange überlegt welcher es nun werden soll. Zur Auswahl stand der Sandbrige Skirt von Hey June Pattern (tolle Beispiele gesehen bei mariabarbara, mein-anderes-ich oder bei Rehgeschwister)  oder der Chi Town Chino Skirt von Alina Design Co. Die Wahl fiehl auf den Chi Town Chino Rock...


Ausschlaggebend für die Wahl war, dass es den Rock unter anderem im Pack mit der kurzen Hose und der eigentlichen Chi Town Chino gibt. Und gerade um die lange Hose war ich eh schon eine Weile herumgeschlichen.

Außerdem gefiel mir, dass der Rock keine Passe, sondern Abnäher hat und man so auch frei in der Positionierung der Taschen ist. Die finde ich beim anderen Rock nämlich optisch zu tief.


Wenn ich mir die Bilder so ansehen, habe ich das mit der Höhe der Taschen vielleicht doch etwas zu gut gemeint und sie hätten 2-3 cm weiter runter gekonnt. Das wäre dann die Originalposition des Schnittes... Ohne Gürtel wirkten sie passend... Mal sehen ob ich die Muse ausfbringe das zu ändern- ich seh mich selten von hinten ;-)

Neben dieser Taschenform, gibt es auch die Möglichkeit klassische Chinotaschen, also Doppel-Paspeltaschen zu nähen. Oder aufgesetzte Taschen, die unten abgerundet sind. Zu der von mir gewählten Taschenform gehören eigentlich auch noch eckige Klappen. Die haben mir aber beim Rock nicht gefallen...


An dem Schnittmuster habe ich noch weiter Veränderungen vorgenommen.

Ihr erinnert euch an das eingangs beschriebene Problem? So habe ich direkt am Schnittmuster eine "Längenanpassung  für ausgeprägten Po" vorgenommen, damit die Saumlinie parallel zum Boden verläuft. Ich habe zwar nicht viele Rundungen, aber Poppes hab ich...
Dafür wir im Prinzip das Rückteil aufgeschnitten (an der Seitennaht bleibt das Rückteil zusammen)  und um die Differenz zwischen seitlicher und rückwärtiger Hüftlinie auseinandergeschoben um Mehrlänge zu erreichen. Eigentlich sollten die beiden Schnittteile parallel zueinader verlaufen und die Mehrweite im Bund durch einen zusätzlichen Abnäher, wieder auf das ursprüngliche Maß gebracht werden. Ich Schussel habe jedoch einen Keil auseinander geschoben, statt parallel. Das hat seinen Zweck auch erfüllt. Aber es erklärt im nachhinein, warum ich Probleme beim Innenbund annähen hatte... Für's nächste mal...

Außerdem habe ich den Rock insgesamt um 6 cm verlängert. Sonst wäre er mir zu kurz gewesen.


Ich habe an beiden Verlängerungslinien verlängert. Einmal im Hüftbereich um 2 cm und einmal weiter unten an der vorgesehenen Stelle 4 cm. Es lohnt sich übrigens dabei auch die seitlichen Tascheneingriffe mit zu vergrößern, denn ich finde den Eingriff nicht sonderlich großzügig...



Der Taschenbeutel an sich  ist widerum ausreichend groß. Schaut euch nur die tolle Innenverabeitung an. Noch ein weiterer Punkt, warum ich mich für den Schnitt entschieden habe...
Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich vor dem Nähcamp nicht ordentlich das Ebook gelesen habe, dann hätte ich nämlich im Vorfeld alle Nähte mit meiner Overlock in braun versäubert. Aber ich mag mich nicht beschweren, immerhin haben mich einige Mitnäherinnen an Ihre Overlock gelassen...


Zu dem Rock/ den Hosen gibt es einen SewAlong mit tollem Fotomaterial. Da kommt man auch mit mäßigen englisch Kenntnissen oder in meinem Fall - Matsche-Birne durch exessives Nähen -  klar.
Da ist auch das Einnähen des Reißverschlusses super erklärt. Falls ihr also mal Hilfe beim Reißverschluss braucht, wisst ihr wo ihr schauen könnt... Ihr müsst nur berücksichtigen, dass bei Chi Town Chino kein Bund angenäht wird. Es wird nur noch Bundeinnenteil oben angenäht, nach innen geklappt und abgesteppt. D.h. wenn bei euch ein Bund dran kommt, habt ihr oben 1-1,5cm bevor die Zähnchen des Reißverschlusses beginnen...

Ins Ebook habe ich ehrlich gesagt während des Nähens keinen Blick geworfen...
Dafür habe ich meine "Inch zu cm-Tabelle", die ich mir für das Projekt angelegt habe um so mehr genutzt. Die Nahtzugabe bleibt, wenn ich mich richtig erinnere, weitestgehend gleich. Ab und zu gab es eben doch Verweise, dass ein Teil -z.B. der Reißverschluss, so-und-so-viel-Inches von oben fesgenäht werden soll, o.ä. Um das nicht jedes mal auszurechnen, habe ich mir mit einer kleinen Tabelle beholfen.


Am Nähstück selbst habe ich dann auch noch zwei kleinere Änderungen vorgenommen.
So sieht der Schnitt Mehrweite am Bund vor, so dass man, wenn man wenig Taille hat (sprich die Differenz zwischen Taille und Hüfte nicht sonderlich groß ist), keine extra Anpassung benötigt. Bevor man den Bund annäht kann man entscheiden auf welcher Höhe genau der Rock sitzten soll und wieviel von der Mehrweite in der hintern Rückennaht verschwindet. Es ist, wenn man so will, eine vorgesehene Änderung der Designerin. Ich find's klasse, dass sie sowas beachtet hat.
Mein Rock beginnt etwa an der Oberkante meines Hüftknochens...


Dafür habe ich sämtliche Mehrweite abgenäht. Und da er mir immer noch zu locker saß, habe ich an den Seitennähten auch noch einmal je 1 cm weggenommen.
Nachdem ich ihn jetzt ein paar mal getragen habe, finde ich dass er noch ein Hauch zu locker sitzt. Ansonsten bin ich zufrieden mit ihm. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich mich erst an "Rock bei unter 30°" gewöhnen muss...

Lediglich einen Punkt werde ich sicher angehen- ich werde einen separaten Unterrock dazu nähen. Der Cord bleibt ständig an der Leggings hängen und wirft falten. Das nervt.

Verlinkt mit MeMadeMittwoch, Sewlala
Schnitt: Chi Town Chino -Skirt von Alina Designo Co *
Stoff: Feincord aus meinem Bestand *


*Schnitt und Stoff wurden von mir erworben und werden hier für die Schnittbesprechung benannt.